Nach unten wird es nicht besser, da ist dann die Rede davon das Frauen besser mal Bruder oder Vater zum Kauf eines Neuwagens mitzunehmen. Und dies hinsichtlich der Tatsache, dass in Deutschland inzwischen etwa ein Viertel aller Fahrzeughalter Frauen sind. Während diese sich mit dem technischen Modellangebot grundsätzlich zufrieden zeigen, zielen Verbesserungsvorschläge auf höhere Praktikabilität. Auch hinsichtlich der kommunikativen, sozialen Ansprache in Werbung, beim Verkauf und in der Werkstatt bleiben Wünsche offen.
Die Altersverteilung der Fahrzeughalterinnen zeigt auf, dass Frauen aus der Generation der ‚Baby Boomer’ sowie die Frauen aus der ‚Generation Golf’ die höchsten Quoten mit eigenem Fahrzeug aufweisen. Auch die beständig steigende Quote im Führerscheinbesitz der Frauen belegt den Trend, dass der Kauf von Autos absehbar eine Selbstverständlichkeit ist.
Das sollte man sich doch einmal in den Marketing- und Vertriebsbüros der Hersteller zu Herzen nehmen und die Bedürfnisse von Autofahrerinnen nicht übergehen. Zeigen sie doch auf, dass alte Vorurteile nicht zutreffen: Frauen interessieren sich für Autos, und sie sehen Möglichkeiten, das Auto und vor allem den Autoverkauf und den Werkstattservice für sie zu verbessern.
In den Ergebnissen diverser Befragungen ist das Resultat, dass die befragten, meist berufstätigen Frauen ihr Auto besonders häufig benutzen. Dabei ist die Freude am Auto und die, damit verbundene Mobilität bei Frauen stark ausgeprägt. Und diese Frauen kaufen regelmäßig neue Autos, entscheiden überwiegend allein über das gewählte Modell und trauen sich selbst eine deutlich höhere Kompetenz und ein sicheres Urteil zu, wenn man den Stellenwert einzelner Parameter mit denjenigen der übrigen befragten Autofahrerinnen vergleicht.
Die Ansprüche der Frauen sind hoch
Eine Bewertung der Einzelzufriedenheiten nach Schulnoten-Schema wie sie mit dem Deutschen Kundenbarometer seit vielen Jahren geläufig ist, zeigt, dass die befragten Frauen auch heute noch einen Mangel an Respekt, Einfühlungsvermögen und Ehrlichkeit des Verkäufers wahrnehmen. Auch auf das Fehlen weiblichen Personals im Autohandel reagieren die befragten Frauen mit Unzufriedenheit.
Elektroauto-Marketing vernachlässigt Frauen
Ein verstärkter Blick auf Frauen bei der Vermarktung von Elektroautos könnte die Verbreitung der alternativen Antriebsart wohl deutlich beschleunigen. Das haben Forscher der englischen Universität Sussex und der dänischen Hochschule Aarhus im Rahmen einer aktuellen Studie herausgefunden.
Gut ausgebildete weibliche Autokäufer seien eine potentiell lukrative, da bisher kaum erschlossene Zielgruppe, so die Wissenschaftler. Ihre Auswertung habe ergeben, dass Frauen – gegenüber männlichen Autofahrern meist ein größeres Bewusstsein für Umweltthemen und Kraftstoffeffizienz an den Tag legen.
Frauen sind das neue China
Frauen stellen die Hälfte der Weltbevölkerung, ohne sie geht auch im Autogeschäft nichts mehr. „Frauen sind das neue China“, hat der damalige Daimler-Chef Dieter Zetsche schon 2015 hellsichtig erkannt; wenn man in der Lage sei, von den weiblichen Kunden genauso zu profitieren wie von den männlichen, sei das Potenzial viel größer als das des Reichs der Mitte.
„Frauen sind die am schnellsten wachsende Kundengruppe der Welt“, weiß auch Kerstin Heiligenstetter, speziell Luxusausgaben – also auch die fürs Auto – seien zu mehr als 80 Prozent weiblich beeinflusst. Heiligenstetter leitet die Initiative „She’s Mercedes“, eine Plattform, die sich gezielt mit den Anforderungen von Frauen an die Mobilität auseinandersetzt.
Frauen und Auto: Eine Erfolgsgeschichte von Anbeginn
Unser gesellschaftlicher Wandel schließt alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche unsere Gesellschaft ein. So auch die Automobilindustrie, wo im Aufsichtsrat von General Motors (GM) künftig sechs Frauen und fünf Männer vertreten sind. Vorstandschefin ist eine Frau: Mary Barra. Neben Renata Jungo Brüngger (Compliance) ist mit Britta Seeger als Vorstandsmitglied die zweite Frau in den achtköpfigen Vorstand der Daimler AG eingezogen.
Und ohne die tatkräftigen Frauen gäbe es heute womöglich weder die Marke Mercedes noch den Konzern Daimler: Es war Bertha Benz, die 1888 mit ihrer mutigen 100-Kilometer-Fahrt von Mannheim nach Pforzheim bewies, dass die Erfindung ihres Mannes Carl funktionierte. Auch war es Lina Daimler, die den herzkranken Gottlieb pflegte und ihm seine Tatkraft bewahrte. Schlußendlich war es Mercedes Jellinek, Tochter des österreichischen Kaufmanns Emil Jellinek, auf deren Vornamen anno 1902 das Warenzeichen „Mércèdes“ angemeldet worden ist.