Jenson Button: Living in the fastlane

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Marko Knab
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Hackett
Jenson Button: Living in the fastlane
2009 gewann Jenson Button die Weltmeisterschaft, 2017 beendete er seine Formel 1-Karriere – was allerdings nicht bedeutet, dass die Geschwindigkeit in seinem Leben keine Rolle mehr spielt. Im Gegenteil.

„Mr. Button, Sie sind ein vielbeschäftigter Mann. An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?“

„Ich hätte ja nie gedacht, dass mein Leben nach der Formel 1 so hektisch bleiben würde, aber ich habe mehr zu tun als früher: Ich bin Moderator bei der Formel 1 und Markenbotschafter für das Williams-Team, außerdem Markenbotschafter für die Modemarke Hackett. Und ich habe eine eigene Automarke. Das ist eine Fahrzeug-Manufaktur, die Radford heißt und mit der wir klassisches Coachbuilding betreiben. Das bedeutet, wir bauen auf Basis eines Serienchassis maßgeschneiderte Fahrzeuge nach Kundenwünschen. Eine eigene Whisky-Marke namens Coachbuilt habe ich auch noch gegründet. Sie merken also, ich bin ziemlich beschäftigt. Es ist ja auch so, dass ich auch noch ein Privatleben mit meiner wunderbaren Frau und den zwei Kindern habe.“

„Holen Sie jetzt etwas nach, für das zuvor keine Zeit war?“

„Ja, zuvor war die Formel 1 mein Lebensinhalt. Klar muss man keinen Rennfahrer in der Formel 1 bemitleiden, es ist einer der besten Jobs, die es gibt – aber es frisst einen auf. Die Welt da draußen vergisst man irgendwann, alles dreht sich nur um das Rennenfahren. Du hast einen Manager, einen PR-Assistenten, einen persönlichen Assistenten, die Rechnungen werden bezahlt, deine Flüge gebucht – und was du isst, das bestimmt dein Physiotherapeut. In dieser kleinen Welt wird man nie erwachsen und verlässt sie genau in dem Alter, in dem man sie betrat. Als ich meine Formel 1-Karriere beendete, lernte ich, wie man Rechnungen zahlt. Ich weiß, wie blöd das klingt.“

„Früher sind Sie um die Weltmeisterschaft gefahren, was treibt Sie heute an?“

„Ich liebe neue Herausforderungen, davon gab es in der Vergangenheit einige, aber die Mühe hat sich immer gelohnt. Die Menschen, mit denen ich jetzt zusammenarbeite – sei es bei Radford oder bei Coachbuilt Whisky –, ticken so wie ich. Das sind alles Leute, die mit Leidenschaft bei der Sache sind.“

„Klingt nicht so, als würden Sie den Motorsport vermissen.“

„Wissen Sie, ich bin so viele Rennen gefahren und tue es ja auch immer noch. Der Grund, warum ich meine Formel 1-Karriere beendete, war der, dass ich andere Sachen ausprobieren und in anderen Serien fahren wollte. Ich bin nicht nur Formel 1-Pilot, sondern einfach Rennfahrer. Während der Jahre in Japan gewann ich zum Beispiel die Super GT-Meisterschaft, ich fuhr in Le Mans – was allerdings nicht so gut lief, aber sehr lehrreich war – und gerade unterschrieb ich für eine Saison im Nitro Rallyecross. Zehn Rennen rund um die Welt, Elektroautos mit 1.000 PS und Allradantrieb, viele Sprünge und alles auf losem Untergrund. Also das komplette Gegenteil zur Formel 1.“

„Wie erleben Sie die Formel 1 im Augenblick?“

„Die vergangene Saison war sportlich gesehen eine der attraktivsten überhaupt. Alle dachten ja, es wäre mit den neuen Regeln so eine Art Zwischenjahr, aber sie wirkten sich sofort positiv auf das Racing aus. Die Rennen sind enger, die Autos können einander einfacher folgen. Überholen ohne DRS bleibt schwierig, aber macht ein Fahrer einen Fehler, kann der andere jetzt eher überholen. Die Autos sehen besser aus, man bekommt auch mehr von der Persönlichkeit der Fahrer mit, weil man sie auch außerhalb der Autos sieht. Das war anders, als ich in der Formel 1 war. Wir waren Kids, die für große Teams und Sponsoren fuhren, und wir mussten extrem darauf achten, wie wir uns vor der Kamera verhalten. Jetzt ist es viel entspannter. Es ist schön, zwei Teams zu haben, die an der Spitze um den Sieg kämpfen. Hoffentlich kommt da irgendwann auch noch Mercedes dazu. Die Formel 1 expandiert gerade, besonders hier in den USA. Vor allem muss aber das Racing gut sein – und das ist es.“

„Was halten Sie von der Expansion der Rennserie? Die ja im Hinblick auf den vollen Kalender kritisiert.“

„Wissen Sie, ich liebe den Sport wirklich, aber ich würde nicht mehr in der Formel 1 fahren wollen. 22 oder 23 Rennen pro Jahr sind einfach Wahnsinn, weil es so hart ist, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Man muss vor jedem Rennen die richtige Einstellung finden. Dafür zahlt man einen Preis, das habe ich auch irgendwann gemerkt, wenn ich ehrlich bin.“

„Wie war es dann auszusteigen?“

„Die ersten Jahre waren schon schwierig. Das Racing in Japan machte Spaß, und ich hatte meine Freundin und spätere Ehefrau, aber ich wusste nicht, wohin es mich beruflich verschlagen würde. Als es aber mit Radford Motors losging, dachte ich: Wow, hier kann ich mich wirklich reinhängen, ich kann etwas entwickeln, das mir Spaß macht.“

„Welche Funktion haben Sie bei Radford Motors sonst noch? Sind Sie Testfahrer?“

„Tatsächlich teste ich, ja. Ich entwickle das Fahrzeug auf Basis des Lotus Evora so, dass es die Kunden später selbst fahren und vor allem auch genießen können.“

„Mit Ihren langjährigen Verbindungen zu Autoherstellern hätten Sie doch sicher auch dort ein eigenes Sondermodell gestalten können. Wieso haben Sie sich dazu entschlossen, mit Radford einen eigenen Weg zu gehen?“

„Weil ich etwas Besonderes mit den Autos anstellen will. Klar, man kann zu einem Hersteller gehen und seinen Supersportwagen für irre viel Geld in einer besonderen Farbe lackieren lassen. Bei uns ist das ein bisschen anders: Du willst die Lufteinlässe an der Seite anders geformt haben? Kein Problem. Die Front gefällt dir nicht, du brauchst andere Lichter oder andere Heckflügel? Auch kein Thema. Genau darum geht es ja beim Coachbuilding.“

„Wie läuft das konkret ab?“

„Es ist eine Frage von Zeit und Geld, auch beim Interieur. Will jemand einen Einsitzer, richten wir das ein. Auch ein großer V8-Motor ist kein Hindernis. Deswegen finde ich das Coachbuilding spannend, und es ist auch der Grund, warum es in den 1940er- bis 1960er-Jahren so gut lief: Man bestellte bei Rolls-Royce oder Bentley ein Chassis und konnte sich bei Mulliner, Radford oder Cooper ein maßgeschneidertes Auto bauen lassen.“

„Was bedeutet da Luxus für Sie?“

„Keine einfache Frage, das ist ja ein weites Feld. Für mich bedeutet Luxus aber so viel wie Individualität, also etwas zu haben, das andere so nicht besitzen.“

„Sprechen wir über Mode: Hackett und Jenson Button, wie passt das zusammen?“

„Wissen Sie, ich bin Brite – und mag den Gedanken, als Gentleman aufzutreten. Oder zumindest zu denken, dass ich einer wäre! (lacht) Ich liebe es, mich gut anzuziehen, einen schönen Anzug zu tragen und smart aufzutreten. Ich glaube, dass ein guter Anzug einem Mann Selbstvertrauen schenkt – und ein schlecht sitzender Anzug wiederum dem Selbstvertrauen schaden kann.“

„Sie können uns sicherlich sagen, was den klassischen Britischen Stil ausmacht.“

„Es sind die kleinen, aber feinen Details. So etwas wie Manschettenknöpfe – oder Schuhe. Meiner Ansicht nach steht und fällt ein Outfit mit den Schuhen.“

„Aber Sie tragen vermutlich nicht ständig einen Anzug.“

„Nein, ich fliege sehr viel und brauche bequeme Kleidung wie Trainingsanzüge, und auch da hat Hackett eine Kollektion. Die Sachen sind unglaublich komfortabel. Was hinzukommt: Ich muss mich ständig umziehen. Haben Sie Kinder? Wenn Sie welche haben, wissen Sie, dass stündlich Schokolade oder Milch oder sonst was auf der Kleidung landet. Aus irgendwelchen Gründen essen meine Kinder gerne den halben Garten auf und … na ja wie gesagt, ich ziehe mich ständig um.“

Quelle: https://ramp.space/post/jenson-button-living-in-the-fastlaneGO SIXT

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